Entmietung der Buchhandlung Kisch & Co: Eigentümerseite baut neue Drohkulisse auf

PRESSEMITTEILUNG

Wir, die Betreiber*innen, Mitarbeiter*innen, Kund*innen, Anwohner*innen und zahlreichen Unterstützer*innen der Buchhandlung Kisch & Co. in der Oranienstraße 25 in Kreuzberg, protestieren mit Nachdruck gegen den erneuten Versuch, den Kiezbuchladen zu verdrängen.

Die Verhandlungen sind gescheitert: Seit dem 1. Juni 2020 ist die Kreuzberger Buchhandlung Kisch & Co ohne Mietvertrag. Die Verhandlungen mit den aktuellen Gebäude-Eigentümer*innen, einem Fonds mit dem Namen „Victoria Immo Properties V S.a.r.l.“ aus Luxemburg, führten zu keinem annehmbaren Ergebnis.

Das zuletzt vom gegnerischen Anwalt übermittelte Angebot für einen Mietvertrag sah zwar eine reduzierte Miete bis zum 31. Dezember 2020 vor, aber unter Bedingungen, mit denen die Buchhändler*innen ihr eigenes Aus besiegelt hätten: Sie sollten sich verpflichten, ihr Geschäft bis zum Ende des Jahres zu räumen, andernfalls müsste rückwirkend doch die volle Miete gezahlt werden. Darüber hinaus sollten sie durch eine Verschwiegenheitsklausel gezwungen werden, nichts über die Inhalte des Vertrags preiszugeben und keine Namen der Beteiligten zu nennen, auch über das Ende der Laufzeit hinaus. Ein erster Entwurf hatte sogar Vereinbarungen enthalten, wie diese Vertragsverlängerung gegenüber Politik und Medien  dargestellt werden sollte: Mit einem positiven Youtube-Clip hätten die Kisch & Co-Betreiber*innen darüber berichten müssen.

Die Eigentümerseite hat damit die nächste Eskalationsstufe eingeleitet: Am 10. Juni 2020 teilte eine Fachanwältin aus Frankfurt am Main mit, dass sie nunmehr die rechtlichen Interessen der Victoria Immo Properties V S.a.r.l. aus Luxemburg wahrnehme. In diesem Schreiben werden die Betreiber*innen des Buchladens aufgefordert, die Geschäftsräume bis zum 19. Juni 2020 zu übergeben, da schon ein Folgemietvertrag abgeschlossen sei. Es wird mit Schadenersatzforderungen gedroht.

Das alles geschieht in einer Zeit, in der die Bundesregierung und der Berliner Senat an Eigentümer*innen von Wohn- und Gewerberaum appellieren, ihren Beitrag zur Überwindung der schweren wirtschaftlichen Krise zu leisten. Es werden offizielle Mietreduzierungen angeraten und selbst Immobilienverbände rufen zu außergerichtlichen einvernehmlichen Einigungen auf. Währenddessen versucht hier ein Spekulationsfonds, hinter dem sich die wirklichen Eigentümer*innen verstecken, Mietsteigerungen von bis zu 280 Prozent an einem kulturell genutzten Gewerbestandort durchzusetzen. Kein*e Mieter*in im Haus kann das stemmen – ob Buchhandlung, Museum, Kunstverein oder Architekturbüro.

Wir nehmen das nicht widerspruchs- und widerstandslos hin!

Als Antwort auf die Räumungsaufforderung gibt es am 24. Juni 2020 um 18:30 Uhr eine Kundgebung unter dem Motto „Volle Breitseite für unseren Buchladen und den Kreuzberger Kulturstandort Oranienstraße 25“ direkt vor der Buchhandlung. Im Anschluss daran präsentiert Raul Zelik sein neues Buch „Wir Untoten des Kapitals“ (Suhrkamp) in einer Lesung bei Kisch & Co.

Wir wollen eine Stadt, in der unsere soziale, kulturelle und kleingewerbliche Infrastruktur erhalten bleibt. Wir wollen kreative Mischung statt profitorientierte Ödnis im Kiez und eine lebendige Nachbarschaft!

Diese Pressemitteilung erscheint im Namen der Kooperierenden im NaGe-Netz:

Areal Ratiborstraße 14 e.V.
Aquarium
Bilgisaray
Bizim Kiez
Blix-Beratung
Buchhandlung Dante Connection
Buchhandlung Modern Graphics
Buchladen oh21
Bündnis Zwangsräumung verhindern
Cherry Bomb
Common Grounds e.V.  / Prinzessinnengarten Moritzplatz
Coretex Records
Depot 2
Die Grüne Papeterie
Eine für Alle e.G.
GloReiche Nachbarschaft
Hanfhaus
Initiative Hermannplatz
Initiative Lause Bleibt!
Initiative RAW.Kulturensemble
KIGE Kiezgewerbe UG
Kisch & Co
Kiezanker36 – Familien- und Nachbarschaftszentrum Wrangelkiez
Kinderladen Bande e. V.
KKLF-Architekten
Kotti & Co
Kunstblock and beyond
Lause lebt e. V.
Luzifer Naturkleidung
Mieterrat NKZ!
MIETREBELLEN
Möbel-Olfe
OraNostra
Stadtteilbüro Friedrichshain
Stadtteilarbeit Reichenberger Kiez
Stadtteilinitiative WEM GEHÖRT KREUZBERG
Stadtprojekte e. V.
Südblock
„Südosten“, K. Hülya Kilic
Weinhandlung Suff


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