Die Nachbarschaftsinitiative Bizim Kiez ist Teil des Bündnis “Görli Zaunfrei”, in dem wir uns mit anderen Anwohnendeninitiativen und sozialen Einrichtungen aus dem Kiez  gegen populistische law-and-order-Politik auf unserem Rücken organisieren. Anlässlich einer Pressekonferenz des Bündnisses am 14.11.2023 haben wir folgendes Statement verfasst:

Wir sprechen uns mit Nachdruck gegen den rein symbolpolitischen Zaunbau und eine nächtliche Schließung des Görlitzer Parks aus. Probleme des Drogenhandels und -konsums würden durch diesen law-and-order-Populismus in die Wohngebiete verlagert und verschärft. Vergleichbare Erfahrungen haben wir bereits mit der „Null Toleranz“-Politik des damaligen CDU-Innensenators Frank Henkel vor über 10 Jahren gemacht.

Stattdessen verlangen wir nachhaltige und vorausschauende Antworten auf die aktuelle Crack-Krise. Wir akzeptieren nicht, dass die langjährige Expertise aus Suchthilfe, Sozialer Arbeit, Public Health und Kriminologie weitgehend ignoriert wird. Wir erwarten, dass jetzt endlich umgesteuert wird und schließen uns der Forderung nach einem integrierten Hilfsnetz für Konsument*innen an: dezentrale Hilfsangebote, Konsumräume, aufsuchende Drogenhilfe, psychiatrische Krisenhilfe, psychosoziale und medizinische Versorgung, Übernachtungsmöglichkeiten und Aufenthaltsräume. Hierfür müssen die nötigen Mittel freigemacht werden, anstatt sie für einen Zaunbau zu verpulvern. Auch wir Anwohner*innen brauchen zuverlässige Ansprechpartner*innen und transparente Verantwortlichkeiten. Um den Drogenmarkt wirksam zurückzudrängen, müssen zudem legale Beschäftigungs- und Einkunftsmöglichkeiten für Menschen geschaffen werden, die gegenwärtig keine Arbeitserlaubnis haben.

Wir Anwohnende im dichtbesiedelten Bezirk haben in den 1980er Jahren hart darum gerungen, den heutigen Görlitzer Park zum Naherholungsgebiet zu machen. Der Park wird seither täglich für Freizeit und Sport genutzt, auch von zahllosen Kindern und Jugendlichen. Weder eine sachlich unzutreffende und rassistisch unterlegte Dramatisierung der Sicherheitslage – welche die massive Polizeipräsenz und Racial Profiling legitimieren soll – noch Fantasien eines bereinigten und kommerzialisierten “Musterparks” (Iris Spranger, SPD) werden der Situation und dem Bedarf gerecht. Wir brauchen im Park offene und kostenfreie Angebote, die Umsetzung der bereits entwickelten Handlungskonzepte und den Ausbau von Mitbestimmungsstrukturen. Eine Durchquerung muss zu jeder Zeit möglich bleiben.

Unsere Nachbarschaft befindet sich aktuell im Zangengriff von Immobilienspekulation, Verdrängung, Touristifizierung, Drogenkrise, Verarmung und Verelendung. Wir lassen den Kiez nicht auf unsere Kosten zum Spielball von Verwertungsinteressen und autoritären Politikkonzepten machen. Soziale Probleme verlangen soziale Lösungen. Unser Park bleibt auf.

Kleine Presseschau zur Pressekonferenz von Görli Zaunfrei am 14.11.2023:

https://taz.de/Debatte-um-den-Goerlitzer-Park/!5969615/

https://www.berliner-zeitung.de/mensch-metropole/goerlitzer-park-in-berlin-kreuzberg-die-verelendung-im-drogenkiez-kai-wegners-zaun-und-die-anwohner-li.2158766

https://www.radioeins.de/programm/sendungen/modo1619/_/gangway-e-v—zaun-um-den-goerlitzer-park-ist-keine-loesung.html

https://www.tagesspiegel.de/berlin/drogensuchtige-und-exkremente-im-hausflur-anwohner-des-gorlitzer-parks-in-berlin-rufen-um-hilfe-10778086.html

https://www.morgenpost.de/berlin/article240579560/Wir-Anwohner-haben-Megaschiss-vor-diesem-Zaun.html

https://www.berliner-kurier.de/berlin/drama-um-goerlitzer-park-die-anwohner-wollen-den-zaun-nicht-li.2158752

https://www.t-online.de/region/berlin/id_100281082/berlin-buendnis-will-zaun-um-goerlitzer-park-in-kreuzberg-verhindern.html