»Der Kiezdrache« Ein Märchen aus dem Wrangelkiez

„Es war einmal …“ – Aktive von Bizim Kiez haben ein Märchen geschrieben. Die allgegenwärtigen Prozesse der Verdrängung bilden den Hintergrund für eine fantastische Geschichte, in der sich die Menschen im Wrangelkiez mit der Hilfe eines Drachens gegen die herrschenden Gegebenheiten auflehnen. Am Ende siegt die Menschlichkeit, und der Schlüssel zum Erfolg ist die Solidarität in Vielfalt. Das Märchen erscheint zum „widerständigen Laternenumzug gegen Verdrängung” 2019.

Verhältnisse so fürchterlich wie im Märchen

Zuweilen erscheint es geradezu unwirklich, mit welch finsteren Mitteln in vielen Fällen Verdrängung ausgeübt wird. Nach der Übernahme von Häusern agieren manche Immobilienunternehmen – ausschließlich auf Rendite gepolt – als wären sie von ‚fürchterlichen Mächten‘ (des Marktes) gesteuert. Die Lebensrealität und Lebensplanung von Mieter*innen interessiert dabei nicht im Geringsten. Die Menschen, die in den Häusern leben oder arbeiten, gehören einfach nicht zum Plan der Investoren – also: raus mit ihnen!

Für Erwachsene, aber gerade auch für Kinder, kann es ziemlich verstörend und traumatisch sein, so etwas selbst zu erfahren oder miterleben zu müssen. Plötzlich werden Lebenswege abgeschnitten, Nachbar*innen sind nicht mehr da oder Einrichtungen oder Geschäfte schließen, die bisher zum Alltag gehört haben, und es ist nicht zu verbergen, dass diejenigen, die verdrängt wurden, das nicht freiwillig mit sich haben machen lassen. Und wie erklären Erwachsene Kindern ihre eigene Verzweiflung darüber, dass deren Kita plötzlich schließen muss, und sie sich ohnmächtig fühlen?

Vor diesem Hintergrund haben wir anlässlich des „widerständigen Laternen­umzugs gegen Verdrängung“ am 16. November 2019 ein Selbst­ermächtigungs­­märchen geschrieben. Es soll Kindern und Familien die Möglichkeit geben, Verdrängungs­erfahrungen in einem „fantastischen“ Rahmen aufzufangen.

Wir haben ein kindgerechtes, schön gestaltetes kleines Büchlein erstellt, in dem exemplarisch – literarisch zum Märchen überhöht – die in der Realität immer wieder ähnlich ablaufende Geschichte erzählt wird:
Ein Investor – im Märchen ist es ein Prinz – kauft ein Haus und will damit ein gutes Geschäft machen. Aber die Leute im Kiez finden unter diesem Druck noch enger zusammen, entdecken ihre gemeinsame Stärke und letztlich dank der Fähigkeiten der Drachenfrau „Fumara“ und ihres Sohnes „Schnaub“ auch einen Weg, wie sie sich im Kollektiv wehren können…

Das Vorlese-Buch zur Wohnungskrise

Das Märchen ist die (oder: eine) Hintergrundgeschichte zum Laternenumzug, bei dem wir mit großen gebastelten Drachenfiguren unsere Stärke in Vielfalt beschwören und erlebbar machen. Wir Menschen aus der Nachbarschaft bilden dabei mit ihren Laternen symbolisch den leuchtenden Kiezdrachen, der sich aus vielen Lichtern zu einem Demozug zusammensetzt. Damit setzen wir ein starkes Symbol der Solidarität miteinander und zeigen unsere Handlungsfähigkeit. Teil der Nachbarschaft zu sein bedeutet, sich nicht in Konkurrenz zu anderen zu sehen, sondern gemeinsam zu versuchen, das Recht auf Stadt für alle durchzusetzen: „Gemeinsam für lebendige Kieze und eine solidarische Stadt“.

Leseprobe aufrufen …

»Der Kiezdrache« – Ein Märchen aus dem Wrangelkiez
von Esther Borkam
unter Mitarbeit von Kathrin Ottovay und Magnus Hengge
Illustrationen von Kattrin Liesegang
48 Seiten

erschienen 2019 zum ›widerständigen Laternenumzug gegen Verdrängung‹
für Bizim Kiez – Unser Kiez

Herausgegeben im nachbarschaftlichen Selbstverlag. Zu beziehen gegen Spende über uns – die stadtpolitische Nachbarschaftsinitiative „Bizim Kiez – Unser Kiez« und in befreundeten Buchläden der Umgebung.


Presseecho: