Reichenberger 55 – ein Haus von vielen der BOW 3 GmbH, aber: ein wehrhaftes!

Die Entmietungsstrategien, mit denen Mieter*innen in BOW/ALW-Häusern drangsaliert werden, sind durch unsere Recherche-Arbeit in der Öffentlichkeit bekannt geworden. In den Medien wurde und wird weiterhin breit berichtet. Eines der Häuser, für die wir eine Chronik der Vorkommnisse erstellen, ist das Mietshaus in der Reichenberger Straße 55.

Zusammenhalten. Alles dokumentieren. Paroli bieten.

Verdrängung geschieht im Verborgenen? – Hier nicht: Die Bewohner*innen im Alter von 1 bis 102 wären noch ahnungslos, gäbe es nicht die „Netzwerkgruppe ALW/BOW“ mit über 30 betroffenen Häusern, die über Bizim Kiez als Plattform zusammenfand.
Bereits 2011 berichtete die Presse über die rüpelhaften Methoden von Geschäftsführer Andreas Bahe, seitdem sind viele Fälle von Entmietung dokumentiert. Leider oft erst, wenn der Prozess bereits im Gange war.

In der Reichenberger 55 ist man „proaktiv wehrhaft“ – typisch Kreuzberg, typisch SO36:

  • Seit dem Verkauf an die BOW 3 GmbH wird eine Chronik über die Geschehnisse gepflegt. Obwohl sich der Käufer nicht mal vorstellte, sind bereits 32 Einträge zusammengekommen
  • Gründung des Vereins „Reichenberger 55“, Zweck: Erhalt als Mietshaus
  • R55 & R2G: Es gab bereits persönliche Gespräche mit Baustadtrat Florian Schmidt und der Bundestagsabgeordneten Canan Bayram für diesen Wahlkreis (beide Grüne), mit Senatorin Katrin Lompscher (Linke) und für die SPD mit Klaus Mindrup sowie dem Regierenden Bürgermeister Michael Müller. Dieser lies sich besonders detailliert über die Immobiliengruppe informieren und sagte: „Es war mir gar nicht bewusst, dass die ALW in der ganzen Stadt aktiv ist.“ Nach Verdeutlichung des Geschäftsmodells anhand von Zahlen und Erklärung des (alles ermöglichenden) „Schlupfkraters“ im Bundesgesetz fragte er:

    Wenn das Umwandlungsgesuch gestellt wird – ist der Bezirk bereit, in diesen Konflikt zu gehen? Das ist nötig, um weitere Eskalationsschritte gehen zu können.

Konfliktscheu ist man wahrlich nicht in Kreuzberg, doch ganz so einfach ist die Rettung nicht. Andererseits scheint der BOW 3 GmbH nicht bewusst zu sein, in welchem Kiez sie Monopoly spielt: Nur gut 100 Meter entfernt ist der Konfliktherd Gerhard-Hauptmann-Schule. Mit der Lausitzer Straße 8 kaufte die ALW ein Haus, über dem bereits die Hubschrauber kreisten. Und auch die ersten Demo vor der Reichenberger 55 lies vielfältige Unterstützung erahnen. 

 

Wird wirklich ein Antrag auf Umwandlung in Eigentumswohnungen gestellt, lässt die erste Demonstration vor den Büros am Hausvogteiplatz wohl kaum auf sich warten.

Vorbildhaus statt Ausverkauf

So lautet die Devise der Bewohner*innen,  samt Verweis auf den ganzseitigen B.Z.-Artikel:

„Vielleicht kommen wir dann auch mit dem Investor ins Gespräch“, so Schmidt. Viele Mieter aus der Reichenberger Straße unterstützten die Idee, ihr Haus gemeinschaftlich zu kaufen.

Den wirtschaftlich sinnvollen Preis errechnete die GLS-Bank bereits. Unbezahlbar hingegen ist der Erhalt der Sozialstruktur: Die Reichenberger 55 ist ein Musterbeispiel für die „Berliner Mischung“ – ganz normale Menschen, von denen viele bereits den Offenen Brief von 123 Mieter*innen der ALW-Gruppe unterzeichneten und dort sagen:

Wir zahlen unsere Miete pünktlich und kümmern uns um die Nachbarn. Wir nehmen am sozialen und kulturellen Leben in unseren Kiezen teil und formen es mit.
Doch in unserer Stadt läuft etwas schief.

Details zu allen genannten Themen finden sich hier in der Chronik:

Wie die Mieter*innen in der Reichenbergerstr 55 ihre Verdrängung abwehren

 

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