Spiegel online: Kreuzbergs letzter Revolutionär

Von Pfefferspray bis Sturmhaube: In Berlin-Kreuzberg können sich Straßenkämpfer im Laden M99 mit Revolutionsbedarf eindecken – noch. Der Ladeninhaber kämpft gegen eine drohende Zwangsräumung.


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„54 Razzien hat er überstanden, nun droht dem Gemischtwarenladen mit Revolutionsbedarf in Berlin-Kreuzberg die Räumung. Inhaber Hans-Georg Lindenau kämpft gegen den Wandel in seinem Kiez.“

„Noch ist der Bezirk, der im Schatten der Mauer ein schmuddeliges Image genoss, bunt durchmischt: Mehr als ein Drittel der Einwohner hat einen Migrationshintergrund, das Haushaltsnettoeinkommen beträgt unterdurchschnittliche 1500 Euro pro Monat und die Arbeitslosenquote liegt bei rund elf Prozent. Die Frage ist: Wie lange bleibt das noch so?

Mit dieser Frage beschäftigt sich auch die örtliche Politik. „Eine bunte Durchmischung ist immer wichtig, für jeden Kiez“, heißt es im Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg mit Blick auf die Gentrifizierung. In den meisten Fällen seien die Spielräume aber sehr klein. Soll heißen: „Wir können in solchen Fällen meist nur vermittelnd tätig werden“, so eine Sprecherin.

Ein paar Straßen weiter, im beliebten Wrangelkiez, hat das Bezirksamt seinen Spielraum genutzt: Die Behörde nahm im Dezember ihr Vorkaufsrecht für ein Wohnhaus wahr und will es in Gemeingut umwandeln. Die 30 Bewohner sollen so vor Immobilienspekulationen geschützt werden.

Im Fall des M99 hat Bürgermeisterin Monika Herrmann (Grüne) ein solches Vorkaufsrecht nicht. Stattdessen initiierte sie zwei Gesprächsrunden, an der sie auch selbst teilnahm – mit mäßigem Erfolg. Den zweiten Runden Tisch verließen die Gesprächspartner ohne eine Einigung, Anwalt Wollmann wollte nur noch über einen Termin, aber nicht über den Auszug an sich diskutieren.“

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