Taktwechsel im Kiez – wir haben investiert
Viele engagierte Menschen aus unserem Kiez werden sich weiterhin versammeln, egal ob draußen oder drinnen, ob Sommer, Herbst oder Winter. Nicht mehr wöchentlich, aber an jedem zweiten Mittwoch im Monat findet die inzwischen stadtbekannte Bizim-Kiez Versammlung statt, und an jedem vierten Mittwoch im Monat ein offenes Plenum (nächstes am 30.9.) , auf dem jeweils die weitere Arbeit diskutiert wird. Es geht also weiter – wenn auch jetzt in einem anderen Rhythmus als bisher …
https://soundcloud.com/user-618475644-103825953/sets/bizim-kiez
Wir haben investiert
„Wir haben uns von Ende Mai bis heute hier insgesamt 16 mal versammelt, jede Woche, jeden Mittwoch … wir haben in kurzer Zeit ziemlich viel erreicht, wir haben Politiker gesprochen, Interviews gegeben, einen Kiezspaziergang gemacht, wir haben musiziert, wir haben gelacht, getanzt und und mitgebangt und uns mitgeärgert wenn wir den Nachbarn zugehört haben mit ihren Erfahrungen von Verdrängung und Gerichtserfahrungen, Kündigungen und von ignoranten Politikern. Unser Wunsch dass Ahmet und Emine Çalışkan bleiben können ist vorerst in Erfüllung gegangen, aber die Betonung liegt bekanntlich auf „vorerst“ . Wie wir es befürchtet haben war die Rücknahme der Kündigung eine List. Ioannis Moraitis der Eigentümer der Wrangelst. 77 hat neue Pläne, z.B. will er die Remise im Hof abreissen und das ist der Ort wo Ahmet sein Gemüse kühl hält für uns – er ist also arbeitsnotwendig. Außerdem will er eben dieses Gerüst vor dem Haus errichten, angeblich für Sanierungszwecke – und das ist einfach genau diese Schikane und Verdrängung durch die Hintertür – ohne Lager mit einem Gerüst vor der Türe, dass dann unser Gemüse und Obst verdreckt und verstaubt kann Ahmet den Laden nicht rentabel führen – und das ist genau der Plan.
Deswegen haben wir jetzt eine Bitte an euch: Wer von euch die Möglichkeit hat und helfen möchte, falls dieses Gerüst hier einmal in der früh aufgebaut wird, dann wollen wir eine Telefonkette etablieren, wo wir anrufen können, damit möglichst viele Menschen hier herkommen und natürlich gewaltfrei versuchen zu verhindern, dass dieses Gerüst gebaut wird – sich einfach hinstellen – nicht weitergehen …
Für diese Telefonkette brauchen wir Telefonnummern …“
[ Einwurf auch über den Bizim-Kiez Briefkasten in der Wrangelstr.77 ]
außerdem : [ Facebook-Seite –Twitter Account – Social Wall ]
Da schrieb mal jemand aus dem Kiez – und zwar schon vor vielen Wochen:
„Das schöne an unserem Kiez – und daher auch an Bizim-Kiez – ist, dass wir eine äusserst
heterogene Gruppe von Menschen sind, die mit- und manchmal auch neben- einander leben,
einander leben lassen, freundlich und offen zueinander sind und wenig werten.
Bei Bizim Kiez sind Autonome ebenso wie Bürgerlich-denkende, es sind Menschen, die selbst
Teil der Gentrifizierung waren und solche, die das Wort nicht einmal kennen, es sind junge, es
sind alte, es sind ausgesprochen internationale Leute. Das heisst: Wir lassen einander auch mal machen.
Letzte Woche hatten wir einen Kiezspaziergang mit deutlichen Tönen aus der Autonomen Szene. Nächste Woche haben wir eine Autorenlesung, möglicherweise mit Musik von einem
Komponisten, der auch Dr. phil ist. Übernächste Woche vielleicht eine offene Diskussion darüber, wie weit Gentrifizieren gehen darf oder sogar soll – ich weiss es nicht. Niemand von uns weiss jetzt, was übernächste Woche sein wird.
Wir wissen alle nur eines: Alle Schichten, alle „Glaubensrichtungen“ werden etwas zu meckern
finden und etwas zu loben. Und das zeigt, dass wir etwas richtig machen.
Wir sind inzwischen, weil wir eben offenbar irgend etwas richtig gemacht haben, international und auch in Berlin bei ähnlichen Bündnissen zu einer Art „Vorbild“ geworden. Natürlich wollen daher viele andere Bündnisse auch mit uns Kontakt haben. Auch die Politik versuchte schon wiederholt durch junge Mitstreiter bei uns aktiv mitzuwirken. Wir diskutieren, wie wir damit umgehen sollen – aber wir kommen immer wieder zu dem Schluss:
Beitragen dürfen viele Menschen gern. Aber nur weil andere Gruppen etwas beitragen, heisst das noch lange nicht, dass sie uns „übernehmen“. Und dass wir derzeit konkret über Entwicklungen noch nicht viel sagen, ist strategisch überlegt. Wir sind ja kein Spassbündnis, wir wollen auch etwas erreichen, und wenn wir glauben, dass die Weitergabe von Informationen für unser Ziel kontraproduktiv ist, schweigen wir eben.
Wir werden auch weiterhin diskutieren, und wir werden ganz sicher auch weiterhin ein
ausgesprochen heterogenes Bündnis sein, von Menschen, die hier leben und denen daher dieser Kiez am Herzen liegt. Und zwar nicht zuletzt deshalb, WEIL er so heterogen ist. „