Tschüss, Willi: 103 Jahre, davon 40 in der Reichenberger 55

Copyright mittleres Foto: Michael Hübner/B.Z.

Ob in B.Z./Bild oder Spiegel TV: Auch mit über hundert Jahren hatte Willi Hoffmann eine prägnante Meinung zum Mietenwahnsinn.
Am 17. April verabschiedete sich Hausgemeinschaft von Willi, der fast 40 Jahre in der Reichenberger 55 lebte und mit 103 Jahren verstarb. Bis zuletzt war er vergleichsweise fit, kochte für sich und andere, selbst beim U17-Damenfußball lieferte er treffende Analysen.
Im Rahmen der Beisetzung gab es gute Erinnerungen an einen wirklich einmaligen Nachbarn, der auch für den Hauskauf durch die BOW 3 GmbH deutliche Worte fand.

Verdrängung von Senioren: Und dann, wohin?

Wenn sich unsere Hausgemeinschaft mit etwa 40 anderen Häusern der ALW Immobiliengruppe gegen die Verdrängung wehrt, dann sind auch weitere ältere Menschen betroffen: Die Wohnung wird verkauft, der Kündigungsschutz vor Eigenbedarf ist zeitlich begrenzt – und dann? Wohin im Alter? Wovon bezahlen?

Oder, im Fall von Willi: „Die warten doch nur darauf, dass ich sterbe, damit sie das Dach ausbauen können! Mit ihren Lackschuhen waren sie bei mir in der Wohnung!“ – das dürfte wohl Teil des „Verwertungsplanes“ sein, dem sich der Reichenberger 55 e.V. entgegenstellt. Vereinszweck: Erhalt als Mietshaus. Alle Geschehnisse um die Spekulation mit Wohnraum werden dokumentiert auf Reichenberger 55 retten, es besteht ein enger Kontakt zu Bezirksamt, Senat, diversen Bundestagsabgeordneten und Initiativen.
Von den unzähligen Willi-Geschichten möchten wir folgende teilen:

„Kennste Nina Hagen? Man, war das ne tolle Frau. Die hab ich im Spreewaldbad getroffen, da war ich 40, und sie war 20… oder… Du hast doch Dein Gerät dabei, schau mal nach, die machte nach dem Biermann aus dem Osten ‚rüber“
(Info an Willi, laut Wikipedia: Das war Ende der 1970er, also Nina Anfang 20, er Anfang 60)
„Na dann hab ich mich halt gefühlt wie 40! – Man, was hätte ich die Nina gern auf ein Getränk eingeladen. Aber ich war damals arbeitslos, und hatte nur drei Mark in der Tasche… das ging ja nicht…“

Willi kann wohl an ziemlich alles in seinem Leben einen Haken machen, nur das Treffen mit Nina bekamen wir nicht mehr hin:

Ihr Lieben! Ruhe in Frieden lieber Willi !
wir sehen uns in unserer ewigen Heimat wieder, ganz ungebrechlich.

Ich bin bei meiner kranken Mutter in Hamburg und kann nicht nach Berlin kommen.
mit Gottes Segen auf allen Wegen , ganz liebe Grüße zurück von Eurer alten Nina

Wer Willi noch mal erleben möchte, klickt zu Spiegel TV.

Aber wer ihn live erlebte, wird ihn erst recht nie vergessen. Danke, Willi!

 

 

Ein Kommentar zu “Tschüss, Willi: 103 Jahre, davon 40 in der Reichenberger 55

  1. A.H.

    Nur ne kurze Info einer seit 1972 in der Wiener Ansässigen: Das Spreewaldbad wurde erst in den 80er Jahren gebaut, ich glaube die Eröffnung war so um 1986-87 herum. Aber eine tolle Geschichte mit eurem Willi und eurer Power. Ich wünsche euch weiter viel Kraft und viel viel Erfolg. Gruß A.H.