Kiez-Demo wird zur Groß-Demo der Nachbarschaften

Am Samstag, den 25.2.2017 bildeten bis zu 3000 Menschen einen Protestzug durch Kreuzberg. Gemeinsam demonstrierten sie gegen die Verdrängung von zahlreichen lange bestehende Läden und Projekten im Kiez. Der auffällige und kreative Protest zeigt bei den Einzelfällen gewisse Wirkung.

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Vom Heinrichplatz ging es zur gekündigten Buchhandlung Kisch & Co, die seit Jahrzehnten zum kulturellen Herzen Kreuzbergs zählt. Das Haus, in dem auch noch weitere Kultureinrichtungen (NGbK, Museum der Dinge …) beheimatet sind, gehört der verhandlungsunwilligen Immobilienfirma des Milliardärs Nicolas Berggruen. Der Vater war geschätzter Kunstsammler, der Sohn nun abschätziger Kulturverdränger.

Über den Kotti ging es zu den Teakker-Höfen Lausitzerstr. 10-11, wo sich alle Mieter/innen, darunter zahlreiche alternative und politische Projekte, zur „Lause bleibt!“-Initiative zusammengeschlossen haben. Hier konnte mit massiven Protesten inzwischen wenigstens der Verkauf aufgeschoben werden. Doch noch ist nichts gesichert.

Über die Reichenberger und Wiener Straße ging es dann zur „GloReiche Nachbarschaft“ (Glogauer Str. Ecke Reichenberger Str.), die sich mit der Kampagne „Filou bleibt“ für das Café Filou einsetzt. Die Anwohner/innen fordern vom im neugebauten Nebenhaus für Ferienwohnungen eingezogenen Eigentümer Charles Skinner, die Rücknahme der Kündigung und einen fairen langfristigen Mietvertrag für die seit 15 Jahren beliebte Bäckerei der Familie Wagner/Spülbeck mit ihren drei Kindern. Der Eigentümer hat aber anderes vor: Er will einen edlen Luxus-Bäcker und hat die Vorstellung, er könne nach Art eines englischen Landlords diktieren, was in seinem Haus gebacken wird. Persönliche Einschüchterungen im ganzen Haus gehören zu seinem „Vermieter-Stil“. Aber nicht in Kreuzberg gegen den Kiez!

Die Abschlusskundgebung fand vor dem akut von Räumung bedrohten Bantelmann-Laden in der Wrangelstraße 86 statt. Hier muss der Laden schon Ende März leergezogen sein, sonst folgt direkt die Zwangsräumung, da die Ladenbetreiberin Alexandra Lack einen echten Knebelvertrag unterzeichnen musste (mit bloß 3 Monaten Kündigungsfrist). Die wöchentlich größer werdenden Proteste hier, wurden von der Hausverwaltung inzwischen wahrgenommen und plötzlich scheint Kommunikation zum österreichischen Unternehmen „SIAG Wohnimmobilien Berlin GmbH“ der hoch profitablen „S Immo AG“ möglich. Zuvor zeigten die Eigentümer keinerlei Interesse. Ihr Plan: die Familie mit drei kleinen Kindern direkt von der Selbstständigkeit in Hartz IV abschieben und dann mit dem freigewordenen Laden weiter die „Preissteigerung“ forcieren. Aber auch das werden wir nicht hinnehmen. Wir fordern einen langfristigen Mietvertrag für die Betreiber!

Presseschau (Ausschnitt):

Radio-Beitrag zur Kiez-Demo gegen Verdrängung vom 25.02.2017

Radio Aktiv Berlin war vor Ort und dokumentiert in O-Ton-Impressionen
von den ermutigenden Protesten.

Am 25. Februar demonstrierten ca. 2500 Menschen gegen Zwangsräumungen in Berlin. Derzeit werden Bündnisse weit über die Wohnunsgmieter*innen hinaus gebildet. So solidarisieren sich räumungsbedrohte Gewerbetreibende wie etwa ein Kreuzberger Buchladen oder eine Bäckerei mit bedrohten sozialen Projekten. In einem anderen Beispiel bilden Mieter*innen zusammen mit Gewerbemieter*innen Aktionsgruppen und drängen den Investor erstmal zum Einlenken.

Link: www.freie-radios.net