Kiezgeschichte neu geschrieben: Unfassbar – Das bei Bantelmann
UNFASSBAR – DAS BEI BANTELMANN
Bantelmann ist wie ein großer Bauchladen und Wundertüte, du findest nicht immer was du suchst, aber garantiert was du irgendwann brauchst. Bei mir ist das manchmal ein Waschbeckensieb! Deshalb liebe ich den Laden. Ein Waschbeckensieb ist im Altbau ungeheuer wichtig, denn ein Abflussrohr verstopft ziemlich schnell, und dann hilft kein „Rorax“, sondern eine Rohrreinigungskurbel und die gibt es – mit ein wenig Glück – bei Bantelmann! Glühbirnen gab es im Laden wie Sand am Meer.
Der alte Herr Bantelmann muss Tonnen bei „Narva“, im ehemaligen VEB Berliner Glühlampenwerk „Rosa Luxemburg“ eingesackt haben, nachdem die Produktion von Leuchtmitteln im Gebäude der nahegelegenen U-Bahnhof Warschauer Brücke eingestellt und das Kombinat abgewickelt wurde. Vor nicht allzu langer Zeit suchte ich eine kleine Glühbirne für einen Spiegelschrank, der aussieht wie „Allibert“ und früher Zierde war in jedem Bad. Bei mir hängt so ein Teil in der Küche, denn im Altbau gab es in der Regel kein Bad. Der Spiegelschrank hängt da schon ewig, ich vermute 2. Weltkrieg oder noch früher … Beim Einzug roch er nach 50 Jahre Nikotin und sah hässlich gelb aus wie die Frisur von Donald Trump. Doch Essigreiniger oder Frosch können auch Wunder bewirken und irgendwann erstrahlte der Spiegelschrank im neuen Glanz, nur die 2. kleine Glühbirne im Schrank funktionierte nie, nie! Im Neuen Jahr der guten Vorsätze, wollte ich nach 30 langen Jahren den Zustand ändern, die defekte Glühbirne austauschen und eine neue „Narva“ bei Bantelmann besorgen. Die erste war leider zu groß, die zweite, eigentlich richtig, mochte nur die dazugehörige Fassung nicht, es war irgendwie merkwürdig und unfassbar ! Einen dritten Anlauf wollte ich nicht unternehmen, akzeptierte den status quo und brachte die Glühbirne reumütig zurück. Zu meiner Überraschung und sehr unbürokratisch, gab Mesut, neuer Chef von Bantelmann, das Geld für die Glühbirne ohne weiteres zurück. Vor ein paar Tagen kaufte ich dafür jede Menge Waschbeckensiebe, denn die Frau von Mesut sagte: Ende März hat der Vermieter den Laden gekündigt!
Aber das wollen viele im Kiez verhindern
BANTELMANN MUSS BLEIBEN
BANTELMANN GEHÖRT ZUM KIEZ
DA BEISST DIE MAUS KEIN FADEN AB …
Ernst Weltner im Januar 2017
Das macht mich wirklich traurig. Ich mag den Laden – einer der letzten Läden überhaupt im Kiez, noch dazu ein Laden für Anwohner und kein Touristen oder Hipsterbedarf.
Was soll dann da rein, noch ein Kaffee oder ein veganer Burgerladen? Bald ist nix mehr übrig.
Es gibt hier sehr bald überhaupt keine Infrastruktur mehr, nur noch Cafés, Kneipen und völlig überteuerte Fresstempel – gerne auch neumodisch vegan oder Nachhaltig.
Grauenvoll!