Das Gespenst der Gentrifizierung im Wrangelkiez – The specter of gentrification in Wrangelkiez

Das Gespenst der Gentrifizierung im Wrangelkiez –
The specter of gentrification in Wrangelkiez –
29. Juni 2015 um 07:38 – von / by William Wires

 

 

Vor ungefähr einem Monat wurde bekannt, dass der Gewerbemietvertrag eines alt eingesessenen Gemüseladens im dörflichen Wrangelkiez, vom neuen Hausbesitzer nicht verlängert wird. Die Gerüchteküche brodelt, aber die entscheidene Tatsache bleibt: „Bizim Bakkal“ in der Wrangelstraße soll bis Ende September das komplette Erdgeschoss räumen.

Das Verschwinden des Ladens mit dem freundlichen Inhaber und seiner Familie wollen Stammkunden und auch Nachbarn nicht hinnehmen und erklären sich solidarisch. Bald wurde der Ladenname auf den Solidaritätsruf „Bizim Kiez“ übertragen; das türkische Wort „bizim“ (unser) bezieht sich nun auf die ganze Nachbarschaft. Der Laden selbst (bakkal) dient nun als Kulisse für wöchentliche Protesttreffen; Jeder kann seinem Anliegen ein „bizim“ vorsetzen, oder wenn man besonders dreist ist, ein „Je suis…“

Schauplätze

Mit dem Mauerfall vor 25 Jahren rückt der Berliner Wrangelkiez urplötzlich ins Berliner Zentrum. Mit der Eröffnung der Oberbaumbrücke und der Schlesischen Straße ist der alte SO36 nicht länger eine von der Berliner Mauer umgebene Sackgasse. Eine Kettenreaktion löste sich aus: Klubs, Restaurants und vieles mehr springen für die Berliner und für die Besucher der Stadt überall auf.

Es gibt aber auch die ersten Versuche diese Entwicklung in den Griff zu bekommen, irgendwie mitzubestimmen. Öffentliche Flächen sollen vor der Privatisierung gerettet werden: „Spreeufer für Alle“ will einen baulichen Abstand zum Flussufer, aber manche Uferabschnitte werden von Strandbars in Beschlag genommen, Zäune und Zutrittsschleusen eingerichtet und mitgebrachte Getränke konfisziert; es wird über das Forschungsprojekt „BMW Guggenheim-Lab“ diskutiert, wofür die Nachbarschaft als Kulisse dienen soll; es wird um die Cuvrybrache spekuliert, auch politisch, bis der Berliner Senat die Planungshoheit übernimmt.

Wrangelkiez ist irgendwie „in“, aber keiner weiß genau warum, abgesehen von ein wenig SO36 Mythos, das sich historisch eher in der Gegend Oranienstrasse und in anderen Berliner Nachbarschaften abspielte.

Historisches

Im Wrangelkiez wohnen schon seit den späten 1970er Jahren „Künstler und Studenten“. Es war schließlich ihr Verdienst, dass durch die Hausbesetzungen viele Altbauviertel in die heutigen Tage gerettet werden konnten. In den 1980ern, wurden im Rahmen der Internationalen Bauausstellung (IBA) einige wenige soziale Bauprojekte im Wrangelkiez verwirklicht, in der Hoffnung, dass Leute bleiben würden. Viele langjährige Bewohner ziehen trotzdem weg. Berliner „Eckkneipen“, beispielsweise auch Einzelhändler wie der Eierladen und der verpackungsfreie Gemüseladen in der Wrangelstraße, schließen. Nach dem Mauerfall ist so viel Leerstand und Desinteresse, dass mancherorts Zwischennutzungen von Gewerbeflächen für Kunstprojekte genutzt werden. Vom prominentesten Neubau aus der IBA-Zeit wird man am Kiezeingang mit den Worten „Bonjour Tristesse“ begrüßt.

Vor der Wende gab’s ein paar Bioläden. Nach der Wende kam ein Biobäcker dazu, der diese spezielle Klientel auch bedient. Eine Kiezbäckerei, schon in der zweiten Generation, bedient primär noch den Alteingesessenen.

Es kam kurz darauf ein Ansturm von selbsternannten „Bäckern“, die Industrie-Produkte in kleinen Backöfen in ihren Cafés wieder zum Leben erwecken, und nun wird die gleiche „Qualität“ auch in den benachbarten Lebensmittelketten für noch tieferen Preisen angeboten. Einer Filiale des großen Unternehmens „Penny“, folgte nach langem Leerstand eine wesentlich kleinere stadtweite Lebensmittelkette, geführt von einem Erstgenerationseinwanderer aus der Türkei. Es scheinen sich manche Nostalgiker die verstaubte Filiale zurück zu wünschen.

An der Ecke Falckensteinstraße/ Schlesische Straße verschwanden auf einmal vier Einzelhändler, hat aber vergleichsweise wenig Interesse in der Nachbarschaft geweckt. Das internationale Investorkonsortium möchte bitteschön € 45 pro Quadratmeter netto. Statt sich für die jungen Einzelhändler zu engagieren, wurde auf das Schicksal einer über 70-jährigen Frau, die ebenfalls ihre Räumlichkeiten räumen sollte, hingewiesen. Ihre Reinigung muss sie für noch viele Jahre weiterführen, da sie neulich eine sehr große Investition in Gerätschaften für ihre Chemische Reinigung getätigt hätte.

Touristen sollen den Kiez retten

Nach der Ebbe an Interesse, schwappte neulich ein Tsunami von Neueröffnungen über den Wrangelkiez, der fast alle Läden des täglichen Bedarfs weggespült hat. Es breiten sich überwiegend Billigrestaurants, unzählige Spätis und noch mehr Cafés aus; all diese bedienen primär den großen Andrang der Touristen und Clubbesucher.

Die neuen Gaststätten benötigen große „Sonderflächen“, die vom Bezirk großzügig für kleine Mieten verscherbelt werden. Ganze Straßenzüge werden durch Tische und Stühle eingeengt. Nicht nur werden diese wenigen öffentlichen Freiflächen weggeschnappt und von rücksichtslosen Profiteuren besetzt, sondern Vermieter können entsprechend höhere Gewerbemieten verlangen. Es wird bevorzugt an Gaststätten vermietet; die maximale Ausnutzung von öffentlichen Flächen wird gewinnbringend in höheren Mieten einkalkuliert. Das Image des Kiezes wird damit nachhaltig und mithilfe der lokalen Politik gnadenlos zugunsten des Tourismus umgestaltet. Zwischen dem neuen Image als touristischer Hotspot und dem wieder zum Leben gepeitschten Kreuzberg-Mythos wird der Kiez zerdrückt. Der Görlitzer Park, ein Naturschutzgebiet für Müll-fressende Krähen und freilaufende Köter, in internationalen Reiseführern hochgepuscht als bewusstseinserweiterndes Kiffer-Paradies, wird zur kapitalistischen Freihandelszone, inklusive Steuerhinterziehung und Geldwäsche. Beim winterlichen Zurückschneiden des Gebüsches war die Reaktion mancher Kiezbewohner so als ob an deren wertesten Stücken geschnippelt würde. Mit einem legalen „Coffee Shop“ könnten der Staat und Investoren eine Menge Geld verdienen; die Provinzpolitiker bemühen sich darum.

Der Kiez mit besonderem Flair

„Der typische Prozess lässt sich – vereinfacht – so beschreiben: Zunächst stehen in den betroffenen Stadtteilen, in denen hauptsächlich Menschen mit niedrigem Einkommen leben, Wohnungen oder alte Fabrikhallen leer. Dorthin ziehen Künstler und Studenten, weil die Mieten billig sind und der Stadtteil viel Raum für Kreativität und zum Experimentieren lässt. Es entstehen Kneipen und Cafés, Galerien und kleine Läden. In der Forschung heißen die ersten Zuzügler „Pioniere“. Sie machen den Stadtteil mit ihrer Arbeit interessant und attraktiv für Menschen mit höherem Einkommen, die ersten „Gentrifier“. Die sind bereit, höhere Mieten zu zahlen, einige von ihnen kaufen auch die alten Wohnungen zu Spottpreisen und renovieren sie.“ (Süddeutsche Zeitung, 22. Juni 2015)

Immobilienfirmen und Hausverwaltungen investieren in die Nachbarschaft, indem sie die Häuser von Alteigentümern abkaufen, ein wenig renovieren und dann oft an Zugezogene vermieten, die bereit sind, bundesdeutsche Durchschnittsmieten zu zahlen. Dass man sich im östlichen „SO36“ vorgestellt hat, die Mieten würden über die Jahrzehnte gleich tief bleiben, stellt sich als reichlich naiv heraus. Luxuswohnungen gibt’s hier trotzdem kaum. Zur Klärung: „Der Austausch eines PVC-Bodens gegen Laminat ist nach Ansicht des Amtsgerichts München jedoch „unzweifelhaft keine Luxussanierung“ (Az. 474 C 31317/09).“ Nicht zu unterschätzen sind manche gewieften Wohnungseigentümer und -mieter, die einen gewissen Profit aus der lokalen Aufwertung erzielen, sprich Ferienwohnungen und noch erfinderischeren Querfinanzierungen auf Staatskosten.

Die „Reichen“

Abgesehen von den paar unsichtbaren Carloft Pionieren, die auf der anderen Seite des intensiv genutzten Parks residieren, und den sporadischen Eigentumswohnungsbesitzern, sucht man vergeblich nach dem reichen wohnhaften Gentrifizierer. Eine Infrastruktur für solche Gutbetuchten fehlt weitgehend im Wrangelkiez.

Es gibt doch inzwischen kulinarische Highlights im mittleren Preissegment, die aber eher die Ausnahme darstellen, ansonsten gibt’s reichlich – in jeder Hinsicht – billige Abfütterungsorte. Diese scheinen miteinander zu konkurrieren, gehören aber den gleichen wenigen Betreibern. Im Einzelnen bleiben sie merkwürdigerweise aus der Schusslinie der Kritik. Man ist einfachheitshalber besorgt, ob ein Biobäcker einen Gehaltszuschuss zur Sonntagsarbeit gewährleistet. Diffuse Ängste arten periodisch dermaßen in Skurrilitäten aus, z.B. wurde auf Facebook gepostet, Kaiser’s würde nur Menschen, die „deutsch“ aussehen, Zutritt gewähren. Dazu sagt der alte Ami: „You can’t think that shit up.“

Die paar professionell geführten Galerien, die kurz hier waren, sind inzwischen weiter gezogen. Bei der „Open Air Gallery“ auf der Oberbaumbrücke findet man mit großer Mühe den einen oder anderen „lokalen“ Künstler, bzw. Künstlerin aus dem Kiez. Tage der offenen Ateliers, wie z.B. Art Kreuzberg, machen einen Bogen um den Wrangelkiez. Wandmalereien werden von Immobilienfirmen gesponsert, ansonsten gibt’s viel Graffiti, das auf Photo-Postkarten und in Photoalbenbüchern vermarktet wird. Hier entdeckt man keine Edelboutiquen, abgesehen von ein paar Turnschuhläden, Zweite Hand Kleidungsläden, nichts Teures und nicht Schlechtes. Für Kenner gibt’s doch gute Platten- und Weinläden. Also, es ist nicht alles verloren!

Ein in der Nähe situierter McDonald’s sorgte kurz für Aufregung, aber intensiv besucht wird ein Hähnchenverkäufer der allerniedrigsten Qualitätsstufe von „unterschiedlichsten Menschen vom Schauspieler über Taxifahrer, Polizisten bis hin zum Punk“; im Hintergrund lauert hier ein schwergewichtiges Unternehmen, das weltweit Unwohl stiftet und die Umwelt vergiftet.

In der nah gelegenen Markthalle leben viele der Händler anscheinend nur von Idealismus. Trotz vermeintlich „hoher“ Preise für nachhaltige und faire Produkte, könnten sich viele Händler eine Wohnung im Wrangelkiez kaum leisten. Die Enttäuschungen vieler Einzelhändler und Freiberufler im Wrangelkiez sind kaum zu überhören. Die Reichen bleiben lieber in ihren Villen im Grunewald. Berlin ist eben viel größer als der Wrangelkiez.

Trittbrettfahrer

„Wir bitten Sie hiermit, die Kündigung nochmals zu überdenken und einen Beitrag für den Erhalt alter Strukturen im Wrangelkiez zu leisten. Gern stehen wir auch für ein Vermittlungsgespräch zur Verfügung, um eine Lösung zu finden,“ schreiben Politiker in einem offenen Brief öffentlichkeitswirksam an den neuen Eigentümer des Hauses, in dem sich der gekündigte Gemüseladen befindet.

Die Aufmerksamkeit auf diesen einen Hausbesitzer „mit griechischen Familiennamen“ wurde freilich von diesen Politikern nicht initiiert. Sie sind wahrlich Trittbrettfahrer. Wenn deren Intention edel sein sollte, dann dürften manche Bewohner zukünftig befürchten, an deren „Beitrag für den Erhalt alter Strukturen“ erinnert zu werden. Sonst wäre dieses „Engagement“ reiner Populismus. Ein Kioskbetreiber in der Wiener Straße, dessen Gewerbemietvertrag auch bald ausläuft, hat sich bereits öffentlich gemeldet. Die Solidarität an dieser Stelle scheint schwach zu sein, eventuell wegen des Konfliktpotentials: wie viele Spätis verträgt ein Kiez?

Ein „Wir“ tritt erst dann sporadisch auf, wenn akut empfundene Änderungen an einem nicht näher definierten Konzept des Freiluftmuseums drohen. Dann streiten sich die Akteure, gerne über z.B. den Sinn des Görlitzer Parks. PolitikerInnen mit ernster Miene und verschränkten Armen schauen bei öffentlichen Diskussionsrunden gern zu, wenn politische Gegner niedergebrüllt werden. Autos der weniger betuchten Bewohner werden abgefackelt, die Reichen parken ihre Edelkarossen in bewachten Garagen am anderen Ende der Stadt. Nachhaltige und lokale Produkte im Einzelhandel werden als elitär verpönt, Billigschrott wird bevorzugt, sogar beim Business Lunch Angebot kann die Qualität nicht zu minderwertig sein.

Aus der Geschichte lernen

In der Süddeutschen Zeitung (vom 22. Juni, 2015) wird gefragt, wie die Mietsteigerungen gebremst werden können? Da hilft nur der Bau von neuen Wohnungen vor allem für die unteren Gehaltsklassen. „Das muss nicht unbedingt die Stadt machen, Stiftungen und Genossenschaften können das auch“, sagt Expertin Helbrecht.

Jetzt kommen wir wieder bei „Unser Laden“ vorbei. Durch Crowdfunding, gesponsert von einer oder mehreren prominenten Persönlichkeiten, könnte der Laden gekauft werden. Das wäre ein guter Anfang den Kiez unter lokale Kontrolle zu bringen und mitzubestimmen. Durch die große Öffentlichkeit, die die Initiative „Bizim Kiez“ erreicht hat, würde sich ein Grundstock an Kapital schnell zusammentragen lassen, wenn bloß ein kleiner Anteil der Unterstützer dazu bereit wäre, sich tatkräftig mit Geldmitteln zu engagieren. Das heißt auf Englisch: „Put your money where your mouth is.“ Das hat auch in Kreuzberg Tradition: In der näheren Nachbarschaft hatten Hausbesetzter 1983 eine Wohnanlage in der Görlitzer Straße dem Eigentümer abgekauft und durch einen gemeinnützigen Verein die Mieten sozial geregelt.

William Wires
Berlin, 29. Juni 2015

 

 

 

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About a month ago it became public that the commercial lease of an old-established grocery shop in my neighborhood, Wrangelkiez, will not be renewed by the new building owner. Despite rampant rumors, however, the decisive fact remains: „Bizim Bakkal“ on Wrangelstrasse (main street in the neighborhood) must vacate the entire ground floor by the end of September.

Regular customers and also neighbors don’t want to accept the disappearance of this shop and have vowed their solidarity with the friendly owner and his family. Soon the store name was transferred to the slogan „bizim neighborhood“; the Turkish word „bizim“ (our) now refers to the entire neighborhood. The store itself (bakkal) now serves as a backdrop for weekly protests. Anyone can prefix his pet grievance with a „bizim“, or if you’re particularly brazen, with a „Je suis …“

Local Events

With the fall of the Wall 25 years ago the Berlin, Wrangelkiez was suddenly moved into the center of Berlin. With the opening of the Oberbaum Bridge and Schlesische Strasse, the old district SO36 was no longer sandwiched in by the Berlin Wall. A chain reaction was sparked: clubs, restaurants and much more sprout up for Berliners and for visitors.

However, there were local attempts to gain control and have a say in these developments. In order to save public space from the privatization, „Spreeufer for all“ demanded building distances set far back from the Spree River, but some sections of the riverbank were fenced off by “beach bars” which also erected gates where entrance fees were levied and beverages confiscated; there were discussions about the research project „BMW Guggenheim Lab“ for which the neighborhood was intended to serve as a backdrop; the empty riverfront lot “Cuvrybrache” became the object of speculation – especially politically – until the planning authority was taken over by the Berlin Senate.

Wrangelkiez is somehow „in“, but no one knows exactly why, apart from some legendary SO36 history, whereby the center of attention during the 80’s was rather in the area of Oranienstrasse and in other Berlin neighborhoods.

Some History

Since the late 1970s, Wrangelkiez has attracted „artists and students“ as newer residents. It is the squatters’ merit that many old quarters were rescued up until the present day. In the 1980s, a few social projects were initiated in Wrangelkiez within the framework of the International Building Exhibition (IBA), in the hope that people would remain. Many long-time residents moved away anyway. Berliner „corner pubs“, retailers such as the egg shop and the greengrocer who sold unpackaged vegetables on Wrangelstrasse disappeared one after another. After the fall of the Wall, so much commercial space became vacant, that efforts were made to at least use these spaces for temporary art projects. Up high on the most prominent IBA building, a social housing project, visitors are welcomed by the graffiti phrase, „bonjour tristesse“.

Shortly before Wall fell, a few health food stores had established themselves in the neighborhood. After German reunification, an organic bakery arrived to serve a specific, but growing, clientele whereas the long-established neighborhood bakery, now in its second generation, continues to serve primarily the older residents. Recently, there has been a huge onslaught of unlearned „bakers“ offering pre-baked industrial products which are baked back to life in cafés; the same bakery „quality“ is now available at large grocery retailers at even less cost. Where there once was a branch of the grocery retailer, „Penny“, followed a year-long vacancy until a first generation Turkish immigrant finally opened up a branch of a comparatively small city wide grocery business. Alas, there seems to be a few hardcore nostalgia freaks who seem to wish for the return of the large corporate grocery.

The disappearance of four retailers at the corner of Falckensteinstrasse and Schlesische Strasse aroused practically no concern in the neighborhood. The building owner, an international investor consortium, would like € 45 per square meter rent. Rather than support these young retailers, attention was bestowed on a woman in her seventies who must keep her dry cleaning business open for years to come. The elderly woman had recently invested heavily in chemical cleaning equipment.

Tourists to the Rescue!

After an ebb of interest, a tsunami of new store openings recently swept over Wrangelkiez which washed away nearly all the daily needs shops. Mainly cheap restaurants, countless convenience stores and even more cafés flooded the neighborhood, all of which serve primarily the large swarms of tourists and clubbers.

The new restaurants require large „special areas“ that are generously sold off by the communal government for small monthly fees. Entire streets are now strangled by tables and chairs. Not only are these few public spaces snapped up and occupied by ruthless profiteers, landlords can demand correspondingly higher commercial rents. It is preferable to rent to restaurants and cafés, since the higher commercial rents factor in the maximum use of public space. The image of the neighborhood has thus been transformed through an inexorable local policy in favor of unbridled tourism. Neighborhood life is being crushed between the forced tourist hotspot image and a resurrected Kreuzberg nostalgia. Görlitzer Park, whipped up in international guidebooks as a nature reserve for garbage-eating crows and freewheeling mutts and, above all, as a mind-expanding pothead paradise, the park has now developed into a free trade zone, including tax evasion and money laundering. During winter pruning of bushes, the reaction of some local residents was as if someone had snipped at their most treasured body parts. With the „coffee shop“ idea, politicians and investors could reap in huge returns; the provincial politicians are desperately trying to get this promising field of investment legalized.

The neighborhood with a special flair

„The typical (gentrification) process can basically be described as follows: a neighborhood with many vacant apartments or old factory lofts, where there are primarily people living on low incomes, attracts artists and students, because of the cheap rents and the potential of rededicating space for creative projects and experimental life styles. Then the pubs and cafés, galleries and small shops open up. In social research, these first newcomers are called „pioneers“. Because of their initiative, the area becomes interesting and attractive to people with higher incomes, the first „gentrifiers“. These are willing to pay higher rents; some of them buy the old apartments at rock bottom prices and renovate them. „(Süddeutsche Zeitung, June 22, 2015)

Real estate companies and property management companies take notice of these renewed neighborhoods, buy entire buildings from retired owners or their beneficiaries, undertake minimal renovation and then rent these apartments to newcomers who are willing to pay average urban rental fees. In the eastern part of „SO36“ it seems that tenants thought rents would remain stable over the decades, which turned out to be quite naive. Nevertheless, there are hardly any truly luxurious apartments in the entire area. To clarify: „In the opinion of the Munich Municipal Court, the replacement of PVC flooring with laminate undoubtedly doesn’t represent a upper standard improvement (Az 474 C 31317/09).” One can’t underestimate how much some apartment owners and tenants can profit from the tourist boom, i.e. through lucrative vacation apartment rentals, and even craftier cross-financing at taxpayer expense.

The “Rich“

Apart from the few invisible CarLoft pioneers who reside on the other side of the heavily used park, and the sporadic condo owners, one looks in vain for the rich resident gentrifiers. An infrastructure for such well-to-do is largely absent in Wrangelkiez.

There are now a few culinary highlights in the middle price segment, but these are rather the exception, otherwise there’s plenty of – in every aspect – cheap feeding troughs. These seem to compete with each other, but belong to the same few operators. Specifically, they remain curiously out of the firing line of criticism. It is much easier to worry-wart about whether a natural food bakery ensures its employees Sunday pay surpluses. Sometimes diffuse fears erupt periodically in such odd forms, e.g. in a Facebook post, a small book publisher (!) excitedly reported that the local Kaiser’s grocery store would only grant access to persons who “look“ German“. The old Ami remarks: „You can’t think that shit up.“

The few professionally managed galleries that were once here have now moved on. At the annual „Open Air Gallery“ on the Oberbaum Bridge, one must search hard for one or the other „local“ artist. Open studio events, such as “Art Kreuzberg”, make a detour around Wrangelkiez. Murals are sponsored by real estate companies, otherwise there’s a lot of graffiti, which can be discovered on picture cards and in photo books. There are no high-end boutiques, apart from a couple of sneaker stores, also a few second-hand clothing stores, nothing expensive and actually worth visiting. For connoisseurs, there are some good vinyl record and wine shops. So, all is not lost!

The invasion of a McDonald’s outlet created some excitement in the locals, but the nearby chicken shack attracts “different people, such as actors and taxi drivers, policemen and punks”, who line up for the very lowest quality at dirt cheap prices. Behind this retailer lurks a heavyweight factory poultry company that spreads misery and poisons the environment worldwide. Despite the relative success of a nearby market hall, many retailers appear to be living only on idealism. And despite supposedly „high“ prices for sustainable and fair products, many of these retailers couldn’t afford a nearby apartment. The disappointment of many retailers and freelancers in Wrangelkiez is hard to overhear. The rich prefer to stay in their villas in Grunewald. Berlin is indeed much larger than Wrangelkiez.

Freeloaders

„We hereby ask you to reconsider the eviction notice again and to contribute towards the preservation of old social structures in Wrangelkiez. We would be happy to mediate a solution,“ wrote politicians in an open letter to the new building owner, where the grocery store “Bizim Bakkal” is located.

The attention bestowed on this particular building owner „with a Greek surname“ was certainly not initiated by those politicians. They are truly freeloaders. If their intentions were noble, then some residents may need to worry about whether they’ll soon be reminded of their „contribution to the preservation of old social structures“. Otherwise, this „interest“ is pure populism. A kiosk owner on Wiener Strasse, whose commercial lease also expires soon, has appealed for public and political support. However, solidarity at this point seems to be weak, possibly because of a certain potential for conflict: how many convenience stores can a neighborhood endure?

A „We“ occurs only sporadically when the undefined concept of the open-air museum is felt to be acutely threatened. Participants then argue, for example, about the usage of Görlitzer Park. Politicians with serious expressions and crossed arms sit back at public debates, when political opponents are shouted down. Other primitive forms of political retaliation include torching the automobiles of the poorer residents. The rich park their luxury cars in guarded garages at the other end of town. Sustainable and local products sold by producer/retailers are frowned upon as elitist; cheap “proletarian” food is preferred by activists. Business lunch specials can’t be inferior enough in quality, so long as the price is below cost.

Learning from History

In the Süddeutsche Zeitung (from June 22, 2015) a columnist asked how rent increases can be slowed down. The only solution is the construction of new apartments, especially for the lower income classes. „That does not necessarily have to be the communal governments; foundations and cooperatives can also initiate housing projects“, says expert Helbrecht.

Now we’re back to our retail grocer, “Bizim Bakkal”. Through crowd funding, sponsored by one or more truly concerned celebrities and politicians, the commercial property could be purchased through a citizen’s fund and rented out for a socially responsible sum. In the long term, citizens could slowly gain some local control. Due to the great publicity generated by the citizens’ movement „Bizim neighborhood“, enough capital could be accumulated if only a small percentage of supporters would be prepared to invest in a locally created fund. In plain English: People could „put their money where their mouth is“. Reflecting a Kreuzberg tradition, a group of squatters just around the corner from the grocery had purchased a residential complex on Görlitzer Strasse in 1983 and set up a non-profit association which regulates socially responsible rents.

William Wires
Berlin, June 29, 2015

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Ein Kommentar zu “Das Gespenst der Gentrifizierung im Wrangelkiez – The specter of gentrification in Wrangelkiez

  1. Gabriela Stangenberg

    Die Idee mit Hilfe von crowdfunding Bizim Bakkal zu erwerben finde ich wunderbar,
    Letztens ist mir die Idee gekommen mit Hilfe von eben dieser Schwarmfinanzierung und -Schwarmintelligenz das Grundstück der Cuvrybrache zurückzukaufen . Wir brauchen keine Luxusbauten dort, keine Wohnraumverdichtung. Was wir brauchen ist Zutritt zum Spreeufer, Grün, Stadtgärten, ein Jugendzentrum, Einen Ort der Schönheit zum Auftanken für uns Stadtmenschen……Es gibt doch schon schon die Initiative Spree 2000, Baden im Fluss….Lasst uns gesunde Konzepte zur Stadtverschönerung entwickeln im Einklang mit der Natur und unserer Seelennatur. Danach hungern doch alle Menschen!