Reichenberger 142 – Kreuzberg, typisches Mischgebiet

reichenberger-142

Reichenberger Str. 142

– November 2016 –

Das Objekt

Die Häuser Reichenberger 140-144 /Lausitzer 11-15 bilden eine Ecke.

Zur Rückseite gibt es einen großen Hinterhof, den sich die Häuser Lausitzer 15 und Reichenberger 140-141 teilen. Die restlichen Hausnummern haben ihren je eigenen eingezäunten Anteil am selben Hinterhofsareal. Im Antei der Reichenberger 142 steht ein freistehender Bau mit Gewerbe – eben das für Kreuzberg typische Mischgebiet:
vorne Wohungen, im Hinterhof Gewerbe. Früher war da eine Schweisserei, dann eine Kunstschlosserei und eine KfZ-Werkstatt, zuletzt nur noch die Werkstatt.

Die Geschichte

Die Häuser Lausitzer Str. 11,12,13,14,15 bilden weder baulich noch von den Besitzverhältnissen her eine Einheit. Das waren sie nie – auch nicht auf alten Stadtplänen vor dem Krieg, wie man aus alten Karten erkennen kann.
Was einheitlich war:

Sie waren Mischgebiete mit vorne Wohnhäusern und im hinteren Bereich unterschiedl. Gewerbe. Die vordere Reihe der Häuser hatte eine Fluchtlinie, so nennt man die einheitliche Bebauungsfront zur Straße hin, und eine einheitliche Bauhöhe. Durch den Krieg wurden die Häuser auf unserem Grundstück zerstört und von der damaligen GAGFAH, einer damals gemeinnützigen Angestellten Baugenossenschaft, mit zinslosen Krediten bis 1960 aufgebaut und 1970 erneut mit zinslosen Krediten der Stadt saniert.

Die damaligen Häuser bildeten mit den gegenüberliegenden ein einheitliches Stadtbild. Die heutigen, ehemals sozialen Wohnungsbauten, wurden völlig anders mit einem entkernten Hinterhof gebaut. Ob das aus stadtpolitischen Gründen oder aus Geldmangel so gebaut wurde, ist nicht bekannt. Die umliegenden Häuser sind nach den neuen Bebauungsplänen teilweise gemischtes Wohngebiet. Die Einheit, Lausitzer 15, Reichenberger 140, 141, ist reines Wohngebiet. Die Hinterhäuser und Seitenflügel der Häuser Lausitzer Str. 11,12,13,14 haben von dieser Freifläche profitiert, denn sie bekamen mehr Licht. Früher waren die Bauten sicher sehr dunkel.

Der Fall

Die Reichenberger 142 wurde im Oktober 2015 von der Nova Real für 1,5 Millionen vom bisherigen Privateigentümer gekauft. Es gab ein Bieterverfahren, bei dem auch die Hvw der Häuser Lausitzer 15 / Reiche 140-141 (Blaschko) erfolglos mitgeboten hatte – sie wollte Monopoly-mäßig ihren Anteil an der Ecke Lausitzer/Reichenberger erweitern. Der Inhaber der Nova Real, ein netter, kaum 30 Jahre alter Typ, soll persönlich bei den Mieter*innen und der Werkstatt vorbeigeschaut, und sich vorgestellt haben (nur ein Strohmann eines größeren Konglomerats?).

Der Werkstatt wurde zum März 2016 gekündigt, aber sie hatte eine Verlängerung bis Dezember 2016 bekommen. Sie hatte noch erfolglos versucht, ihr Gebäude der Nova Real abzukaufen. Nach eigener Aussage verlieren sie durch den Standortwechsel jetzt 2/3 ihrer Kund*innen. Das Gebäude soll abgerissen, und ein Wohnblock für Ferien-Appartements im gehobenen Preissegment gebaut werden. Das Projekt ist zurzeit im Genehmigungsverfahren. Unklar ist, ob die Nova Real aus der 2015 insolvent gegangenen Real-Estates  Real-Invest hervorgegangen ist, die für den Bau von Luxusimmobilien in Mitte bekannt sind.


Lausitzer 11-15 / Reichenberger 140-144

Fotos
Kartenübersicht
Streetview