GMRE – Die ‚Staffelmietenmasche‘
Wer im Internet per Suchmaschine zur Immobiliengesellschaft GMRE recherchiert, findet zwar keine Internetseite der Firma selbst, dafür aber schnell zahlreiche einschlägige Berichte: „Berlins schlechteste Hausverwaltung“, „(…) wirklich so schlimm wie (…) Rezensionen suggerieren…“, „(…) betroffene Mieter wehren sich gemeinsam!“, „(…) macht Mietern Probleme“, „Die Graus-Verwaltung“, „Dubiose Abrechnungen“, usw..
Entsprechende Erfahrungen macht zurzeit auch eine WG im Wrangelkiez:
Bei der Unterzeichnung des Mietvertrags wurde von den Mieter*innen zwar auf offensichtliche Rechtswidrigkeiten im Vertrag hingewiesen, der sei aber laut dem anwesenden Mitarbeiter nicht mehr zu ändern! Offensichtlich setzt die GMRE – wie andere Immobiliengesellschaften auch – darauf, dass Neumieter*innen oft Rechtswidrigkeiten stillschweigend hinnehmen, in Aussicht darauf endlich überhaupt eine Wohnung zu bekommen.
Wer ist die GMRE? Hinter dem Kürzel steckt eine Holding mit Sitz in London. Nach Recherchen von Correctiv aus dem Jahr 2016 kaufte 2006 kaufte ein Unternehmen namens Gabriel International 54 Häuser in Berlin. Im selben Jahr gründete dann Rouven Kerstan die Firma Gabriel Management, die später in GMRE Consultants GmbH umbenannt wurde und die die Häuser der Londoner Holding in Deutschland betreut. Die GMRE verwaltete in Berlin 2008 nach eigenen Angaben rund 3.000 Objekte. Laut Medienberichten gibt das Unternehmen über die heutige Anzahl der Häuser in Berlin keine Auskunft. Im Alltag hat es die WG in der Regel nie direkt mit der GMRE, sondern mit der „Stadthaus Hausverwaltung“ zu tun, der für GMRE-Mieter*innen typische Ärger ist jedoch der gleiche:
- Der Herd, der von der GMRE zu Verfügung gestellt wurde, war defekt und die Reparatur bzw. Anschaffung eines neuen Herds erfolgte nicht.
- Die Kaltmiete liegt deutlich über dem Berliner Mietspiegel (ca. 106qm für ca. 1080€!). Aufgrund von Ausnahmen in der Mietpreisbremse kann die Höhe der Kaltmiete jedoch nicht mehr angegangen werden, denn die Vor-WG hatte diese Mieterhöhung leider akzeptiert.
- Ein Wasserschaden, bereits Ende Januar 2018 angezeigt, wurde erst nach über sechs Monaten endgültig beseitigt. Für diesen Zeitraum wird eine Mietminderung eingefordert.Da im Winter 2018 die Haustür defekt bzw. das Türschloss ausgebaut wurde, gab es die Aufforderung an die Hausverwaltung, den Mangel zu beheben. Nach mehr als drei Monaten schaffte sie es endlich, das Türschloss auszutauschen und den Schaden zu beheben.
- Da es bei der Durchsicht der Nebenkostenabrechnung für das Jahr 2017 zu nicht nachvollziehbaren Vorgängen kam, wurde der Rat der Berliner Mietergemeinschaft (BMG) gesucht. Mit einem Sachverständigen wurde eine Belegeinsicht vorgenommen. Und siehe da: die Nebenkostenabrechnung enthält falsche Annahmen und überhöhte Kosten wurden zugrunde gelegt. Der Differenzbetrag wurde von den Mieter*innen einbehalten. Darüber hinaus wurde bei der Durchsicht der Betriebskostenabrechnung festgestellt, dass es zwar vier Gewerbeeinheiten im Wohnkomplex gibt, aber keinerlei Gewerbemülltonnen existieren und ein Großteil des Mülls somit auf alle Mietparteien umgelegt wird.
- Zu allem Überfluss kam es in den vergangenen zwei Jahren auch zu zwei Hausbränden. Hausbewohner*innen berichteten, dass in diesen Zeiträumen mal wieder die Haustürschließanlage defekt gewesen sei.
- Seit mehreren Wochen ist das Haus darüber hinaus mit einem massiven Rattenaufkommen im Hof und in den Kellerräumen konfrontiert. Die seit dem Brand im September 2017 von der Feuerwehr für den Rauchabzug zerschlagenen Glasbausteine wurden lange Zeit nicht ersetzt, geschweige denn der Keller in irgendeiner Form instand gesetzt, sodass erhebliche Mengen an Ratten dort leben. Inzwischen wurde das Gesundheitsamt eingeschaltet und dafür gesorgt, dass Schäden behoben wurden.
Der eigentliche Skandal aber ist, dass im Mietvertrag zusätzlich eine Staffelmiete vorgesehen ist. Staffelmieten sind zwar nicht verboten, aber die Höhe jeder Staffel wird an den Normen der Mietpreisbremse gemessen, wenn diese im Wohnort gilt. Überschreitet die Miete die ortsübliche Miete um 10 Prozent, wird die Mietpreisbremse wirksam. Um zu verhindern, dass Vermieter wie der GMRE, einfach durch langjährige Staffelmietverträge die Mietpreisbremse umgehen können, ist vorgeschrieben, dass bei jeder Mietstaffelerhöhung geprüft werden muss, ob die neue Miethöhe die ortsübliche Vergleichsmiete (§ 558 Absatz 2) um 10 Prozent übersteigt. Aber auch diese eigentlich klare Rechtslage scheint die GMRE offenbar nicht zu interessieren und so wird die Staffelmieten-Masche weiterhin praktiziert.
Nachdem alle Briefe und Argumente nichts bewirkten, beriet sich die WG mit der BMG und beschritt schließlich mit deren Unterstützung den Rechtsweg, um endlich einen funktionstüchtigen Herd zu bekommen und gegen die Staffelmiete vorzugehen. Die WG klagt dabei vor allem, um eine Reduzierung der Miete auf die Miethöhe der Vormieter zu erreichen.
Am 4. April um 9.45 Uhr ist es soweit und die Verhandlung gegen die GMRE findet am Amtsgericht Tempelhof-Kreuzberg (Möckernstraße 130 Altbau, Etage 2, Raum 255) statt. Anwesenheit und Unterstützung wird gern gesehen! Kommt rechtzeitig, denn es gibt im Eingangsbereich eine Sicherheitskontrolle!!
Schon jetzt lässt sich bereits festhalten, dass es sich nicht nur finanziell lohnt, bei Abrechnungen mal genau hin zuschauen und die Unterlagen prüfen zu lassen. Die Mängelanzeigen mit der Androhung einer Mietminderung zeigen jedenfalls in diesem Fall Wirkung: Inzwischen werden Beschwerden der WG in der Regel von der GMRE innerhalb einer Wochenfrist bearbeitet und die Mängel zeitnah behoben. In Berlin gibt es seit einiger Zeit auch eine Facebook-Gruppe, in der sich Betroffene zu Problemen und Konflikten im Umgang mit der GMRE austauschen. Generell lässt sich sagen, dass eine Mitgliedschaft bei der BMG oder dem Berliner Mieterverein (inkl. Beratung und Rechtsschutz!) immer zu empfehlen ist.
Zum Artikel haben wir auch eine Presseinformation verschickt.
Unabhängig davon wie der Prozess am 4.4. ausgeht:
Am 6. April geht es dann gemeinsam zur Mietenwahnsinn-Demo! (12 Uhr, Alex)