„Perverses Geschäftsmodell“ der ALW/BOW – Erste Reaktionen zum Offenen Brief
In einem offenen Brief (namentlich mit Adresse, Alter, Beruf und Statement unterzeichnet) machten 123 Mieter*innen auf ihre Verdrängung durch die ALW Immobiliengruppe/BOW aufmerksam – „Das hat es so noch nicht gegeben“ schrieb der Tagesspiegel.
Katrin Lompscher, Senatorin für Stadtentwicklung und Wohnen in Berlin, lies sich weitere Informationen über das Geschäftmodell geben und kündigte eine Beantwortung an (Update: Diese liegt nun vor)
Klaus Mindrup, auch weiterhin Bundestagsabgeordneter für Pankow, Prenzlauer Berg und Weißensee (SPD), besuchte die Hausgemeinschaft Gleimstraße 58 und sprach dort von einem „perversen Geschäftsmodell“ der BM Immobilien GmbH, vertreten durch die Geschäftsführer Andreas Bahe, Walter Bahe und Erik Muszelewski. Aus seiner Bundestagsrede im März 2017:
Wenn ich Sprechstunden durchführe oder in meinem Wahlkreis in Berlin unterwegs bin, gibt es ein Thema, auf das ich am häufigsten angesprochen werde: Das ist die Angst der Menschen, ihre eigene Wohnung zu verlieren, sei es durch starke Mietsteigerungen, sei es durch Modernisierungen, sei es durch Umwandlung in Eigentumswohnungen oder sei es durch Eigenbedarfskündigungen.
Es geht tatsächlich um den sozialen Frieden in unserem Land. [hier nachzuhören]
Exakt dies spiegelt das Anliegen im Offenen Brief wieder. Unterzeichnet von ganz normalen Bürger*innen, um deren berechtigte und reale Ängste sich die ALW-Gruppe nicht schert: Über die (sich selbst als Lobbyismus-Profi bezeichnende) Firma Eckel PR wurde erneut das Gerücht über „bewusste, unwahre Panikmache von dritter Seite“ gestreut.
Wer diese „dritte Seite“ sein soll, bleibt unbeantwortet
Alle Mieter*innen von ALW, der BOW GmbHs und BM/BS Immobilien haben sich in Eigenregie zu einer Netzwerkgruppe zusammengefunden, die Bizim Kiez als Plattform nutzen darf. Derweil wächst die Zahl der Betroffenen weiter:
Ein weiteres Haus in Neukölln ist seit einigen Jahren im Besitz der BOW 2 GmbH: Das Eckhaus Altenbraker Str. 24 / Nogatstr. 21/22. Abgemahnt wurde wegen unerlaubter Untermiete, andere bekamen die fristlose Kündigung und müssen sich nun gerichtlich mit der Firma von Andreas Bahe herumschlagen.
Bei den BOW GmbHs steht das „O“ für den Steueranwalt Oswald aus Pfarrkirchen, auf den auch das „Neue Deutschland“ stieß bei der Recherche zum Artikel „Hunderte Mieter haben Angst vor Praktiken von Immobilienfirmen der Bahe-Familie“:
In der bayerischen Heimat lässt sich Oswald für die milden Gaben seiner Familienstiftung regelmäßig feiern.
Eine weitere Zuschift aus dem Haus Segitzdamm 8/Prinzessinnenstr. 32:
Zum 01.03.2016 wurden wir an die BOW 2 GmbH verkauft. Die Wohnhäuser sind 1954 in Nachkriegsqualität gebaut und haben auch schon mal eine ‘Styropor Behandlung‘ erhalten. Modernisieren kann man gerade eigentlich nix. Die Mieterschaft ist typisch Kreuzberg gemischt.
Nach dem Besitzwechsel ist (bis jetzt) nichts passiert.
Die Häuser sind wohl für die nur ein ‚asset‘ oder was für später.Den Wandel kann man leider nicht aufhalten, aber dass solche Knallchargen den Kiez kaputtmachen mit Mietraum-Profit. Die Abnahme von den Kreuzberg Originalen spürt man einfach, und jetzt noch das spießige Orania Hotel mit Kaminfeuer 356/24/7.
Danke für eure Arbeit.
Ich hoffe die Öffentlichkeit wird die Politik ein wenig antreiben.
Wir bleiben dran! – Betroffene aller Häuser, meldet Euch bei stop-bow-alw@bizim-kiez.de. Gemeinsam sind wir noch stärker #wirbleibenalle
Liste der bekannten Häuser mit Karte und weiteren Details