Die nackte Wahrheit: Keine Zukunft für Bizim Bakkal Nachfolge

Leider hat der Investor hinter dem Haus in der Wrangelstraße 77 keinerlei Angebot gemacht, sondern die beauftragte Immobilienverwaltung hat ganz kühl die Schlüsselübergabe durchgeführt. Unser Laden „Bizim Bakkal“ ist geschlossen, ausgeräumt, entsorgt. Es ist ein trauriges Ende einer Kreuzberger Geschichte.

Warum gibt es Gerüchte über eine „hohe Abfindung“?

Der bisherige Betreiber Ahmet Çalışkan musste den Laden aus „gesundheitlichen Gründen“ aufgeben, wie er selbst, wir als Initiative und auch der Vermieter einstimmig verlauten ließen. Diese „Absprache“ stieß bei vielen Menschen sauer auf. Es wurde nicht verstanden, warum die Familie Çalışkan aufgibt, obwohl die Proteste doch erfolgreich waren und die Kündigung vom letzten Sommer zurückgenommen wurde.

Hier ein Beispiel aus einer Kommentarspalte bei Facebook:

BizimBakkal-Kommentar-Abfindung

Einer der User auf unserer FB-Seite zitiert einen Kommentar eines anderen Users unter einem Artikel in der Berliner Zeitung zum Ende von Bizim Bakkal.

Das Problem mit den Abfindungen

Generell heißen wir das zahlen von Abfindungen nicht gut, denn sie heizen natürlich die Preissteigerungen zusätzlich an. Außerdem können sie nie gerecht für die Verdrängten sein, denn sie sind in die Profit-orientierte Rechnung der Immobilienfirmen natürlich eingerechnet und für diese eine billige Lösung. Und diejenigen, die eine Abfindung bekommen, überschätzen regelmäßig deren Wert. Wenn dann erst einmal deutlich wird auf welchem extrem erhöhten Preisniveau eine Wohnung neu angemietet werden muss, schmelzen die Tausender nur so dahin.

Die Auflösung des Mietvertrags wurde Ahmet Çalışkan mit einer Entschädigung abgegolten, die unter der Bedingung steht, dass er darüber „Stillschweigen“ bewahren muss. Man könnte auch argumentieren, dass ihm das Stillschweigen und damit die Beendigung des Protestes abgekauft wurde. Das ist das „finanzielle Entgegenkommen“ des Vermieters. Beim Ende von Bizim Bakkal wurde Familie Çalışkan damit wenigstens eine Gegenleistung für ihre Lebensleistung ausgezahlt. Nur gerecht, denn Menschen wie sie haben den Mehrwert in unserer Nachbarschaft geschaffen, der jetzt in den Kassen der Immobilienwirtschaft landet.

Kalte Spekulation des Vermieters: Krankheit einkalkuliert

Nun sagen einige: „Dann wurde der Mann schlecht beraten. Da wäre mehr drin gewesen.“ Das Problem war nur, dass der Vermieter wusste, dass Ahmet ernsthaft krank ist (es ist der Grund warum er den Mietvertrag für die nächste Generation umschreiben wollte) und so hat der Vermieter erfolgreich darauf spekuliert, dass er irgendwann aufgeben wird. Da war das Ende „aus gesundheitlichen Gründen“ einfach vom Investor einkalkuliert, der sich so leider extrem billig ans Ziel kommt.

Obwohl wir von Bizim Kiez das alles immer absolut transparent kommuniziert haben, brodelt die Gerüchteküche nach wie vor. Vielen scheint das Misstrauen in alles, was mit Immobilienwirtschaft zu tun hat, so tief in den Knochen zu sitzen, dass sie selbst bei den Opfern noch Täter vermuten. Doch wir dürfen uns nicht verrückt machen: Verdrängung ist eine gerichtete soziale Gewalt und sie geht von der Immobilienwirtschaft aus. Wir sollten gemeinsam dagegenhalten und es den Investoren auf allen Wegen „so teuer wie möglich“ machen, bis sie es sich nicht mehr leisten können, anderen Menschen die Leben zu versauen.


Dieser Text wurde inhaltlich geändert am 6.1.2019.

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